Tachobetrug bei Japanimporten

Mythbusters: Tachomanipulationen bei Import-Fahrzeugen

70% der japanischen Import-Fahrzeuge haben gefälschte Kilometerstände. Man bekommt den Eindruck, es handelt sich um eine weltweit agierende Mafia, welche sogar auf die Politik in Pazifik-Staaten Einfluss hat.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht ein wenig zu recherchieren. Seit Jahren nerven mich die immer wieder gleich dahergeleierten Behauptungen der Importeure, wieso Autos aus Japan alle in so tollen Zustand sein sollen, wieso die Japaner so wenig Auto fahren und wieso die Autos – und darum geht es hier vor allem – so wenig Kilometer haben sollen.

Fangen wir an.

 

 

 

 

1. Der Status Quo: Die Behauptungen der Importeure

Sucht man bei Google nach Schlagwörtern zum Zustand japanischer Autos, findet man fast ausschließlich Internetseiten von Importeuren.
Es handelt sich dabei immer um Verkaufsseiten, die keine neutralen Stellen widerspiegeln.
Die Gründe sind immer die selben, so:

  • gäbe es in Japan eine Kultur, die gebrauchte Waren verschmäht, deswegen werden gebrauchte Autos sehr billig verkauft
  • sei der ÖPNV in Japan so gut, dass die Japaner kaum Auto fahren
  • werden alle Autos in Japan über Auktionen verkauft
  • wird im Winter kein Salz gestreut
  • sind die biannualen TÜV-Untersuchungen (“Shaken” ) in Japan so teuer, dass es sich eher lohnt ein Auto zu verkaufen, als es weiter zu fahren
  • wäre es unüblich Scheckhefte auszufüllen

Im Kern mögen diesen Behauptungen alle richtig sein. Hier sollten sich aber für jeden mit gesunden Menschenverstand die ersten Fragen stellen:

  • Wieso sollte das Land mit der drittgrößten Autoindustrie der Welt, mit dem größten Autohersteller der Welt, so auto-unaffin sein?
  • Wieso sollte das dicht und gut ausgebaute Straßennetz dieses hochentwickelten Industriestaates so wenig genutzt werden?
  • Wieso sollten Japaner, die seit 20 Jahren in einer Rezession und von Existenzängsten geplagt leben, nicht auch auf jeden Pfennig gucken?
  • Wieso sollte die Autokultur so unterschiedlich zu der Europäischen und Amerikanischen sein?
  • Wieso sollten Japaner nicht auch täglich 50km zu ihrem Arbeitsort pendeln?
  • Wieso sollten sie nicht genauso versessen darauf sein ihr neues geliebtes Auto regelmäßig beim Vertragshändler zu warten?

Interessanterweise beruft sich kein Importeur (mangels Sprachkenntnissen), auf irgendwelche japanischen Quellen und Gesetze zu diesen Behauptungen. Japan ist ein riesen Land mit einer riesen Kultur, dennoch sind trotz Internet unsere Kenntnisse sprach bedingt sehr gering. Japan ist noch immer wie ein fremder Planet mit Aliens, über die sich Mythen ranken.

Wie die Amis ticken wissen wir ja alle, sehen wir doch täglich im TV.

2. Die Auffälligkeiten

Guckt man sich Japanimporte (egal ob Supra, Skyline oder Honda) an, haben diese fast immer einen Kilometerstand von 70-90.000km. Ist das nicht eine psychologisch wichtige Schwelle? Ab wann fühlt sich ein Auto alt an? Genau, ab 100.000km, wenn der KM-Stand sechsstellig wird. Komisch, dass fast alle japanischen Autofahrer genau dann ihr Auto verkaufen, kurz bevor es 100.000km hat. Auffällig ist, dass es kaum Fahrzeuge mit 150.000km und mehr gibt. Und das bei Baujahren, die 20 Jahre und mehr zurück liegen. Gleichzeitig haben Fahrzeuge derselben Baujahre in Europa schon vorwiegend 200.000km und mehr.

3. Die Recherche

Ich kann nicht der Einzige sein, dem das auffällt. In Mitteleuropa, wo Rechtsverkehr herrscht, sind Japan-Importe eine Ausnahme und eine Modeerscheinung der letzten Jahre. Hier ist dieser Wirtschaftszweig ein kleiner Furz.
In anderen Regionen der Erde sind japanische Gebrauchtwagen ein riesen Business.
In UK, Australien, Russland oder Neuseeland kommen ganze Schiffsladungen normaler Alltagsautos aus Japan zu unverschämten Preisen an . Das ist ein riesiger Wirtschaftszweig mit mehreren Milliarden Dollar Volumen.

Im Jahre 2009 wechselte sogar der Pazifikstaat Samoa von Rechts auf Linksverkehr.


Unabhängige Stimmen berichten, dass der Familienclan von Premierminister Tuilaepa Aiono Sailele Malielegaoi, Anteilseigner eines japanischen Auto-Exporteurs sei und dieses einer der Gründe sei, wieso das Gesetz verabschiedet wurde.
Also suchen wir ein wenig weiter, welches sich jedoch als etwas schwierig gestaltet, da man bei Google immer nur auf den Seiten von Importeuren landet, die nie eine Quellenangabe zu ihren Behauptungen angeben.

Neuseeland ist überschwemmt von japanischen Importen, welche meistens besser ausgestattet und günstiger sind, als NZDM-Fahrzeuge europäischer oder australischer Fabrikate.

Das “New Zealand Serious Frauds Office” hat Schätzungen angestellt, dass 70% der japanischen Importe gefälschte Kilometerstände haben

New Zealand’s Serious Fraud Office once estimated that 70% of the speedo readings on import secondhand cars had been falsified. In most cases cars have had about 30,000-120,000kms knocked off the actual mileage (our estimate), which is why many still give their owners a good run.
Quelle: www.dogandlemon.com/articles/japanese-second-hand-imports

Es gibt Firmen, die darauf spezialisiert sind, so etwas aufzudecken. So gibt es z.B. odocheck.co.nz, die in ihrer FAQ folgendes zu der Thematik schreiben:

Commerical trucks and buses are the most commonly tampered followed by 4X4 utility vehicles (Toyota Surf, Izuzu Bighorn, MMC Pajero) and sports rated vehicles (such as Subaru WRX, Legacy GT, Mitsubishi EVO 4 or Nissan 300ZX) . The most commonly tampered vehicles in Japan by vehicle models class are the Subaru Legacy, Nissan Terrano and Isuzu Bighorn.
Quelle: www.odocheck.co.nz/FAQ.htm

Neben Nutzfahrzeugen und Allradlern sind, also insbesondere unsere japanischen Sportwagen die beliebtesten Beispiele für Betrug beim Kilometerstand.

Selbst Importeure greifen dieses Thema auf, wie zum Beispiel die Australische Firma J-Spec Imports ( www.j-spec.com.au ). So stellen sie eine kurze Studie auf mit Fahrzeugen, die kurz zuvor in Japan auktioniert wurden, und danach bei australischen Händlern landen.

Stichproben bei Silvias, Evos, Supras, Skylines:
www.j-spec.com.au/info/Wound-back-mileage2

An informal survey (outlined below) shows that more than 80% of the imported vehicles sampled with Australian dealers have had their mileage tampered with, and on average have done in excess of double what they are currently reading.

Also 80% (25 von 30 zufällig ausgewählten Fahrzeugen) hatten einen um bis auf die Hälfte reduzierten Kilometerstand.

Der nächste Artikel beschäftigt sich sogar mit einem Supra:

Reading the riot act to dodgy car dealers over odometer tricks

Public Defender began investigating tampering after a tip from a victim, who pointed out a 2002 Toyota Supra. Auction papers he supplied – which I could not verify – said the car had done 91,170km when sold in Japan. This week I found the car on Sydney’s Auto Alley. The odometer read 48,260km.

In dem Artikel wird auch das Auction Sheet gezeigt. Der Supraszene liegen selbst diverse Auction Sheets vor, die beweisen, dass bekannte europäische Importeure wissen- oder nicht wissentlich Fahrzeuge mit gefälschten Kilometerständen anbieten.

Die letzte Quelle geht sogar so weit von einer regelrechten Verschwörung zu reden:
www.investigatemagazine.com

It is the biggest fraud in this country’s history, a deception that even the Serious Fraud Office estimates is at least $768 million. Forget about $768 million. I know for a fact it is more like two billion dollars. Yes, two billion dollars. Let me explain. Six hundred thousand imported second hand Japanese cars have come into New Zealand. If you accept that at least 70 percent of that number had wound odometers, then 400,000 wound cars were purchased by New Zealand consumers. The average price paid would have been about $15,000. Given that a third of that value is fraudulent then each transaction would have resulted in a $5000 fraud. Multiply those 400,000 wound cars by $5000 and you get some idea of the size of this fraud.

Es geht – laut Autor – um eine Gesamtschaden am Kunden von ZWEI MILLIARDEN NZ-DOLLAR.

Man bekommt den Eindruck es handelt sich um eine weltweit agierende Mafia, welche sogar auf die Politik in Pazifik-Staaten Einfluß hat.

Ein paar weitere interessante Seiten:

forums.jdmvip.com
forums.whirlpool.net.au

4. Die Praxis

Nun, von solchen Machenschaften sind wir weit entfernt.
Natürlich ist die Dunkelziffer der Gebrauchtwagen, deren Kilometerstand in Deutschland manipuliert wird, ebenfalls erschreckend hoch, doch sind wir hier weit entfernt von Verhältnissen wie im Südpazifik.
Aber auch hier landen solche Autos aus Japan. Meistens beim jungen, naiven Kunden.

Deswegen appelliere ich an den Menschenverstand:

Lasst euch nicht blenden.

  • Auch in Japan gibt es Scheckhefte.
  • Auch in Japan gibt es Dokumente, Unterlagen und Fachhändler, welche Fahrzeug-Historien belegen können.
  • Auch in Japan fahren Autos 200.000km und mehr.

 

Ihr könnt diesen Weckruf gerne in allen möglichen JDM-Foren verteilen. Vielleicht werden den Leuten dann endlich mal die Augen geöffnet.

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