Kapitel 18 - Safety first!
Wie in Kapitel 16 beschrieben, hatte ich beim Reisbrennen 2016 meinen "Aha-Moment", als mir bei leicht feuchter Strecke im 4. Gang der Arsch quer kam und ich "Kendra" gerade noch so abfangen konnte. Ich hatte mir geschworen, mir für die kommende Saison eine Zelle einbauen zu lassen und daran hielt ich fest!
Safety first!
Also ging es im Februar 2017 an dieses Vorhaben. Einmal mehr mussten wir "Kendra" innen komplett zerlegen - alles musste raus, das einzige was blieb, war die Lenkstange, das Lenkrad und der lackierte Armaturenbretthalter. Erinnert Ihr Euch, als ich beim Neuaufbau sagte, dass keiner den lackierten Armaturenbretthalter sehen würde, wer ich mich freue, wenn ich ihn sehe?! JETZ war der Moment gekommen - was habe ich mich gefreut
Ohne Scheiß, ich liebe sowas...
Dann ging es zu Herrmann Motorsport nach Notzingen, in den Süden der Republik. Aber wie immer blieb nichts unbeobachtet - irgendeiner hatte mich auf der Autobahn erwischt und so entstand das unten angehängte Spionagefoto:
Angekommen bei Herrmann Motorsport, hat Chef-Inspektor Apollo alles inspiziert, für "GUT" befunden und so durfte ich abladen! Danach wurde besprochen, für welche Zwecke die Supra genutzt wird, wie der Schutz maximal, also am besten sein würde und wie der Käfig aussehen könnte. Man merkte sofort, dass Herrmann schon hunderte Käfige gebaut hat und wusste, wovon er sprach. Er erläuterte detailliert welche Aspekte hinsichtlich Sicherheit und TÜV gewährleistet sein müssen und ich konnte dennoch meine Design-Wünsche mit einbringen. Danach ging es nach Hause.
Nur 9 Tage (!!!) später war die Zelle fertig und ich konnte "Kendra" wieder abholen! Ich war begeistert! Hammer Arbeit... schnell, top Qualität und genau so, wie besprochen! Da hatten sich die Jungs ein saftiges Trinkgeld mehr als verdient!
Auch Inspektor "Apollo" war zufrieden und so durfte ich aufladen:
Problem 1 war gelöst, die Zelle war drin, nun ging es an Problem 2... der Innenraum musste komplett neu lackiert werden. Und da kam Kollege Scheiße-Eimer zurück und zwar gleich doppelt. Erst einmal das Gute - meine Freundin ist Lackiererin und so konnte sie das Vorhaben bei Ihr auf Arbeit angehen. Nein... leider nicht kostenfrei, ich musste dafür schon was löhnen, aber die Firma hat mir einen netteren Preis gemacht, als normal üblich. Das große Problem war die Farbe. Ich war der Meinung, die Farbe meines Autos zu kennen. Also bot ich an, die Farbe zu besorgen und meine Kleine könnte dann loslegen. Doch der Meister meiner Freundin versicherte mir, dass er die Farbe auslesen könne und dann genau den Ton treffen würde. Na gut... dann macht mal! Um es kurz zu machen. Er hat den Farbton NICHT getroffen! Die Farbe war anders. Das haben Sie aber erst gemerkt, als das gesamte Auto innen fertig war. Nass sah die Farbe gleich aus... nur trocken nicht. Heißt also im Klartext, innen hat meine Supra bis heute ein anderes Grau, als außen. Hat keiner gemerkt, oder? Ist aber so und FUCKT MICH AB!
Meiner Freundin kann ich keinen Vorwurf machen, denn nochmal: Der Meister hat die Farbe gewählt und bereitgestellt,
nicht sie! Ein nochmaliges Lackieren wollte man nicht durchführen! Meine Kleine hat einen Top-Job gemacht und ich bin stolz auf sie. In dem Stangengewirr den Überblick nicht zu verlieren und nirgends gegen zu kommen, als gerade frisch lackiert war, ist schon ne Hammer-Leistung.
Das mit der falschen Farbe war Scheiße-Eimer Nr. 1, aber es kam noch schlimmer! Wir hatten bei zahlreichen Rennen festgestellt, dass die Slicks trotz Bördeln, hinten an den Radkästen schleifen, und zwar nicht unerheblich. Also musste hier nochmal an den Radkästen nachgearbeitet werden. Nun war aber das Problem, dass die Reparaturen links am Radkasten nach dem Unfall mit dem Golf von 2007 derart mies zusammengepfuscht worden waren (Ihr erinnert Euch?), dass es quasi den halben Radkasten hinten zerlegt hatte. Mal eben Nachbördeln geht nicht, denn wo kein Blech ist, kann auch nicht gebördelt werden! Hier musste umfangreicher gehandelt werden und so blieb auch hier ein Lackieren nicht aus. So... und jetzt kommt auch hier wieder die Lack-Frage. Welche Farbe? Damit nicht wieder der selbe Mist passiert, wie im Innenraum, habe ich dieses Mal darauf bestanden, die Farbe selber zu besorgen und zu liefern, denn ich wusste ja, welche Farbe außen drauf ist.
Also ab zum Lackierladen und mit Farbnummer die 100% korrekte Farbe besorgt. Die haben sie dann getestet... Ergebnis: PASST NICHT! Nicht mal ansatzweise! WTF??? Ich dachte ich muss kurz mal eben eskalieren! Was für eine verschissene Farbe habe ich denn bitte schön auf meiner Karre? Offensichtlich nicht die, die ich seit 5 Jahren gedenke zu haben, denn die passt nicht! Ich also den alten Lackierer angerufen, um nachzufragen, was zur Hölle der damals drauf lackiert hat. Aber der war natürlich im Urlaub, sagte mir die freundliche Assistentin! Das ist schön, aber ich brauche JETZT eine Scheiß-Lösung und nicht erst in 3 Wochen - JEEEETZT!!!
Also haben sie es erneut mit Auslesen versucht und lackiert... Ergebnis? Noch schlimmer! Viel zu hell. Ich hol die Karre ab und sehe sofort, dass der Radlauf heller ist, als der Rest des Wagens. Und weil die ganzen Decals dort in der Nähe klebten konnte man den Lack auch nicht schön übergehen lassen, sondern es gab eine schöne Kante. Gott, sah das scheiße aus! Ich kotz ins Essen! Ich war mega angefressen, aber hatte keine Zeit mehr, den Wagen da zu lassen, die nächsten Events standen an. Also musste die Kiste später nochmal hin, um die Farbe korrigieren zu lassen! Es war alles Mist und der Scheiße-Eimer hatte seinen nächsten Teil-Sieg. Der Wixxer!
Eines stand also fest: Hat mich der Scheiße-Eimer 2016 noch in Ruhe gelassen... 2017 war er wieder da und er sollte nochmal mächtig wieder kommen!
Unabhängig von dem Lack-Scheiß gab es am Käfig noch genug zu tun. Ich musste den gesamten Innenraum wieder zusammenbauen, ich brauchte neue "Türpappen" (oder das was davon über blieb), musste mir Gedanken machen, wo ich die Fensterheberschalter hinbaue, durfte das Armaturenbrett auf den Käfig anpassen UND brauchte noch Polster für den Käfig.
1. Türpappen
Die originalen Türpappen passten natürlich nicht mehr, dafür war der Schutz zu massiv. Mit einem Türkreuz hätte es womöglich anders ausgesehen, doch ein Kreuz wollte ich nicht. Da kam wieder der NASCAR-Fan in mir hoch - die NASCARs haben auch so einen Schutz, wie ich ihn mir letztlich gewünscht habe, wenn auch noch höher und so musste ich das logischerweise auch haben. Das einzige was noch an seinem Platz blieb, war der Türöffner, der Seitenaufprallschutz wurde dann extra so gebaut, dass der Türgriff nicht weichen musste, alles andere musste weg. Als Türpappe musste was Flaches her, was dennoch biegbar war. Perfekt wäre Carbon gewesen - nur irgendwann ist mal Geld Ende und so entschied ich mich für das gaaaaanz billige Plastik-Schaumstoff-Zeugs aus dem Baumarkt, wo eine Platte 6,95 kostet. War auch ganz gut so, denn wenn man die Schrauben richtig fest zieht, dann reißt hier nichts, das Zeug ist gut flexibel. UND... die erste Platte habe ich noch nicht exakt so zugeschnitten, wie ich es wollte, das wäre bei Carbon gut teuer geworden. So aber war es mir Latte. In Summe bin ich mit der Lösung absolut zufrieden, auch wenn es nicht High End sein mag. Wie heisst es so schön... "Because race car..."
Anpassung noch mit Schutzfolie:
Fertig:
2. Fensterheberschalter
Die passten wie gesagt nicht mehr an die Türen und mussten weg. Ich habe mich hier für eine recht gängige Lösung entschieden und den Schalter von der Fahrerseite in die Mittelkonsole gepackt, wo vorher dieser kleine lumpige Aschenbecher war. Wer braucht den schon? Den Schalter von der Beifahrerseite habe ich dann gleich ganz weggelassen, so dass Fahrer und Beifahrer nun beide über die Mittelkonsole Ihre Fenster bedienen müssen. Die größte Herausforderung war in dem Zusammenhang, die Kabel neu zu ordnen und zu verlegen. Sämtliche Kabel vom Fahrertür-Schalter mussten aus der Fahrertür raus und in die Mittelkonsole und von da aus dann aber zu den beiden Fenster-Motoren in den Türen - eine üble Fummelei.
Und wenn man schon dabei ist, Kabel zu sortieren und der gesamte Kabelbaum eh gerade vor einem liegt, dann kann man ja auch gleich aufräumen, oder? Also habe ich mich dazu entschieden, alle Kabel rauszuschmeißen, die ich eh nicht mehr brauche. Mir ging es einfach auf den Keks, dass wenn ich mal die Dashboard-Teile abgebaut habe, ich dahinter einen übelsten Kabelwust vorfinde, von allenmöglichen Dingen, die ich aber gar nicht brauche. Alleine schon 1.500 Kabel und Stecker vom Radio, obwohl ich gar kein Radio habe... Also flog nun alles raus, was eh totgelegt war.
Die Vorgehensweise war easy: Einen toten Stecker genommen und dann jedes einzelne Kabel des Steckers durch den gesamten Kabelbaum zurückverfolgt und rausgefummelt. Dazu musste ich den Kabelbaum komplett abisolieren, das Kabel rausziehen, und den Kabelbaum dahinter wieder schließen. Und das mit jedem Stecker einzeln, damit ich ja nicht den Überblick verliere und irgendwann alles einzeln herumliegt! Und ich habe die Kabel wirklich komplett zurückverfolgt. Endeten die an einer Art T-Kreuzung, gingen also an einem anderen Kabelstrang auf, habe ich sie da an der Stelle gekappt und fertig, weil ich ja nicht wusste, wo das andere Kabel herkam und ob das noch gebraucht wurde. Endete das Kabel aber an einem anderen Stecker, habe ich das Kabel samt Pin aus dem Stecker rausgeholt und auf der anderen Seite des Steckers das Kabel weiterverfolgt, bis es eben irgendwo endete. Und der Aufwand eben bei allen Steckern die keine Funktion mehr hatten - und das waren einige!
Eigentlich alles easy und überschaubar. ABER... obwohl ich sehr gewissenhaft gearbeitet und darauf geachtet habe, nichts rauszuschneiden, was ich noch brauchen könnte, leuchtet seit dem Strippen des Kabelbaums die Beleuchtung der Heizungsknöpfe nicht mehr. Das nervte anfangs extrem, aber nachdem ich nun eh kaum noch Straße fahre, ist es mir aktuell egal! Aber eigentlich kratzt sowas an meinem Ego! Ich hasse sowas einfach...
Fotos vom Bau des Fensterheberschalters hab ich nicht, aber hier von der fertigen Mittelkonsole...
3. Armaturenbrett
Das Armaturenbrett zurechtzuschneiden, so dass es zu den vorderen Streben der Zelle passt, ist alles andere als einfach. Denn man kann ja nicht mal eben messen oder ranhalten - das geht einfach nicht. Du kannst eben nur grob schätzen, wo Du etwa wie viel wegschneiden müsstest, damit es passt. Schneidest Du zu viel weg, ist es Scheiße. Schneidest Du zu wenig weg und versuchst dann das Armaturenbrett reinzudrücken, brechen innen die ganzen Plastikträger. So oder so, eine echt beschissene Aufgabe. Und wie es kommen musste, habe ich beim ersten Armaturenbrett beides geschafft... erst zerbrochen, das dann geklebt und am Ende doch zu viel weggeschnitten - FUUUUUUCK YOOOOUUUU!!!! Alles umsonst. Stundenlange Arbeit über Tage für'n Arsch! Also wieder losziehen, neues Armaturenbrett besorgen, wieder Geld ausgeben und auf ein neues. Natürlich ist das zweite Brett beim Anpassen auch gebrochen, aber zumindest habe ich das korrekt geschnitten, so dass dies nun passt. Nicht perfekt (für meine Ansprüche), aber hinreichend gut genug!
Dann stand die Frage im Raum, wie man das Brett dann verkleidet - Leder, Alcantara, Beflocken? Naja, es musste zweckmäßig sein und preislich im Rahmen bleiben, also kam hier nur das Beflocken in Frage. Das bedeutet aber auch, dass man das komplette Brett inkl. Handschuhfächer und Mittelkonsole anschleifen muss. Was ne Fuck-Arbeit...
Das Ergebnis lässt sich aber sehen (siehe oben)
4. Polster für den Käfig
Die Polsterung selber ist simpel - dafür nimmt man aus dem Sanitär-Bereich diese Schaumstoff-Rohre. Einfach die passende Dicke aussuchen, die schneidet man dann in die passenden Längen und fertig. Was die meisten dann machen ist, die Polster mit Kabelbinder festzubinden. Das hat aus meiner Sicht aber gleich mehrere Nachteile.
1. Ziehst Du die Kabelbinder zu fest, schneiden sie in das Polster ein.
2. Gerade im Türeinstieg nutzen die sich sauschnell ab, wenn Du da mit der Hose regelmäßig rüberrutscht - sieht scheiße aus und musst immer wieder neu machen. Der Schaumstoff rubbelt sich einfach runter.
3. Ich als alter Perfektionist find das einfach billig gemacht.
Also wollte ich ähnlich wie bei nem BMX-Fahrrad oder einem Enduro-Motorrad solche Ummantelungen um die Polster haben. Aber die gibt es nicht. Also brauchte ich einen Sattler, der mir die anfertigt. Den hatte ich und so habe ich mit dem abgesprochen, was ich brauche. Ich musste nur im Vorfeld erarbeiten, wo die Klettverschlüsse liegen müssen, wo wie viel eingeschnitten werden muss, etc. Der Sattler hat dann gem. meinen Vorgaben die Polstermäntel angefertigt und gut ist. Den einen oder anderen habe ich nochmal nachbearbeitet, aber in Summe war ich mit Preis und Leistung zufrieden. Und geil aussehen tut es auch!
Damit war ich beim Thema "Sicherheit" einen großen Schritt weiter. Als nächstes hatte ich mir noch eine feuerfeste Renn-Kombi nach FIA-Standard bestellt, welche ich mittlerweile auch habe und nutze - tolles Teil!!! Das Einzige was mir jetzt noch fehlt sind feuerfeste Unterwäsche, inkl. Socken, Handschuhe, Schuhe und Sturmhaube. Auch das ist geplant und wenn der Euro mal wieder lockerer sitzt, wird das kommen.
Nächste Überlegung ist noch, dass wenn ich meine Karosse mal wieder komplett überarbeite (inkl. neuer Farbe - lasst Euch überraschen), ich dann eine Trennwand zwischen Koffer- und Innenraum einziehe, um eine räumliche Trennung zur Spritanlage zu haben. Ist mir lieber, für den Fall dass es mal zu einem Überschlag kommt!