Wie man sich einen Lebenstraum zwei Mal erfüllt – Supras In Vegas 2017 (Teil 2)

Die Prüfstandsläufe am Freitag wurden auf dem Gelände des in Las Vegas ortsansässigen Tuners Virtual Works Racing durchgeführt. Dieses eignete sich hervorragend dafür, liegt es doch etwas außerhalb in einem Industriegebiet. Somit stören 800 PS Supras, die mit 4″ Straight Pipe auf einem Prüfstand die Erde zum Beben bringen, absolut niemanden. Das ganze Flair ist einmalig, die Szenerie mit einer kompletten Straße voller hochmodifizierter Fahrzeuge, hunderten PS-Verrückten, abgerundet mit coolen Beats eines Live-DJ´s, könnte einem bekannten Film-Franchise entnommen sein. Hollywood 2001? Nein, Las Vegas 2017. Die nächtliche Kick-Off Party steuerte ihr übriges bei.

Normalerweise ist dies der entspannteste aller Event-Tage: Man relaxt, schaut sich ein paar Prüfstandsläufe an,

genießt ein einmaliges Barbecue, führt ein paar Gespräche

und nimmt die Autos im Detail unter die Lupe.

Es gibt alles zu sehen, was das Supra-Herz begehrt…und zwar wirklich alles: Ein MK 2 in Erstbesitz eines 85jährigen, regelmäßigen Besuchers von SIV? Aber klar doch. Ein MK 2 oder MK 3 Supra mit Umbau auf 1JZ oder 2JZ? Natürlich.

MKIV Supras mit gigantischen Singleturbos oder als Sauger mit Einzeldrosselanlage? Aber selbstverständlich.

Aber auch Originalitätsfanatiker kommen auf ihre Kosten. Ein MK3 in Zweitbesitz mit Auslieferungspapieren aus dem Werk? Selbstverständlich vor Ort. Ein makelloser 6Gang MKIV mit 20 000 Meilen? Klar, ist da!

90 % aller Fahrzeuge sind zudem auf Showcarniveau, egal ob innen, außen oder Motorraum.


Normalerweise ist dies also der entspannteste aller Event-Tage. Normalerweise? Ja, genau, jedoch sollte sich dies in den Abendstunden ändern, als ich von einem Freund, den ich am Vorabend bei einer Partytour über den Strip kennengelernt habe, gefragt wurde, ob wir nicht seine beiden 1JZ MK3´s (ein Trackfahrzeug mit Käfig, ein Showcar mit Singleturbo, welches am Folgetag den Award für die beste modifizierte MK 3 gewann) zu dem Event fahren wollen. Bin ich jemals MK 3 oder etwas mit 1JZ vorher selbst gefahren? Nein! War das geil? Ohja!

Entjungferungscounter: 2

Wenn dir anschließend ein Typ mit den Worten “You wanna drive my car?” die Schlüssel seines Autos in die Hand drückt, und es sich dabei um einen 650 PS MKIV handelt, ist dir klar, dass auch die Worte “Do a 2-step” die Situation nicht wirklich normalisieren werden. Bin ich jemals Singleturbo Supra gefahren? Nein! ….das dazu im nächtlichen Las Vegas? Doppelt nein! Mein Glück konnte ich absolut nicht fassen, zumal der Wagen mit einer Straight Pipe bestückt war und wir dank des demontierten Targadaches den Sound ungefiltert genießen konnten.

Entjungferungscounter: 3

 

Als wenn das nicht alles Highlight genug gewesen wäre, durfte ich dann noch eine Runde in einem ziemlich bekannten Supra mit Nonturbo-Motor mit Einzeldrosselanlage eines sehr guten Freundes drehen, was eine unheimlich Ehre war, da dieses Auto sonst beinahe niemand fahren darf. Dies war unter anderem auch aus diesem Grund mein Highlight der Highlights, wenn man nach dieser Flut an Eindrücken davon sprechen kann.

Entjungferungscounter: 4

Spätestens jetzt hatte ich das Gefühl, dass ich alles im Leben erreichbare und von mir jemals erträumte erlebt habe. Ist das alles wirklich passiert? Fakt ist, dass dies alles zu viel war, um es mal eben schnell zu verarbeiten. Vegas hat mich geschafft, und zwar ganz anders, als es wohl sonst jedem üblichen Touristen widerfährt.

 

Der letzte Tag des Events findet traditionell auf dem Las Vegas Motorspeedway statt. Bereits das zweite Jahr in Folge wurde eine Kollaboration mit den Organisatoren der Street Driven Tour eingegangen, um mehr Zuschauer anzulocken und Kosten zu senken. Somit gab es auf dem Gelände der Rennstrecke alles, was das Herz begehrt: Supra Show and Shine,

Autocross, und dank der Street Driven Tour Eye Candy aus der Formula D. Matt Powers,

Forrest Wang

und der Supra-Enthusiast Dan Burkett

gaben sich die Ehre und zeigten den Zuschauern ihr reichlich vorhandenes Können in Bezug auf Fahrzeugbeherrschung jenseits des Grenzbereiches. Aber auch die Grassroots-Driftszene war zahlreich vor Ort.

Normalerweise gehört auch das klassische Viertelmeilen-Rennen auf geklebter Strecke zum gebotenen Spektakel. Dies kam dieses Jahr leider etwas zu kurz, da wir vom Veranstalter vier Wochen vor Eventbeginn einen anderen Platz auf dem Gelände zugewiesen bekommen haben und somit in nicht erreichbarer Nähe des Quarter-Mile-Strips waren.

Leider reicht die Zeit an nur einem einzigen Tag nicht, um wirklich alles Gebotene in vollsten Zügen zu genießen. Kurz vor der alljährlichen Preisvergabe für die verschiedensten Klassen (bspw. schönster MK II/III/IV unmodifiziert und modifiziert, schönster Motorraum Turbo/Nonturbo, weiteste Anreise mit/ohne Fahrzeug usw.) zog zudem ein heftiges Gewitter über dem Speedway auf: die 2-Step Competition.

 

Schlussendlich möchte ich im Namen unserer Reisegruppe der ganzen US-Community für das danken, was sie die letzten beiden Jahre für uns getan hat: uns herzlicher in ihrem Kreis aufgenommen, als wir es jemals hätten ahnen können und uns die schönsten Erlebnisse unseres Lebens und somit die Verwirklichung unseres Lebenstraums ermöglicht (zwei Mal!). Wir waren Akteure in dem Szenario, wovon wir schon als Kinder dank der Redline-Videos geträumt haben. Supras In Vegas ist der Supras wegen ganz nett, denn man sieht die saubersten, besten, schönsten und meisten Supras, die man je vor den eigenen Augen haben wird…vor allem, wenn man aus Europa kommt. Man wird jedoch nie ganz zufrieden mit diesem Event sein, wenn man nicht die offenherzigen, tollen Besitzer der Fahrzeuge kennt. Ich habe innerhalb von zwei Jahren hunderte Menschen aus der USA und Kanada kennengelernt. Der Wert in Euro für diese zwei Reisen: ziemlich hoch. Der Wert dieser zwei Reisen für mich selbst? Unbezahlbar. Sicher ist, dass es eine Erfüllung des Lebenstraumes Teil 3 geben wird. Wir kamen wegen eines über 20 Jahre alten Toyotas, wir bleiben wegen den Menschen.